SFB 779

Neurobiologie motivierten Verhaltens

SFB 779: Übersicht

Motivation ist ein fundamentaler Auslösungs- und Steuerungsfaktor für das Verhalten höherer Tiere und des Menschen. Alle zielorientierten Entscheidungen, die Menschen während ihrer gesamten Lebensspanne treffen, basieren darauf. Motivation ist daher nicht nur für die Lebenswissenschaften und die klinische Forschung von zentralem Interesse, sondern auch von höchster gesellschaftlicher Bedeutung. Während Theorien über die Natur der Motivation eine Jahrhunderte-lange Geschichte in der Psychologie und den Sozialwissenschaften haben, ist die systematische Erforschung der Hirnmechanismen, die Motivation zu Grunde liegen, noch relativ jung. Mehr...

Figures detailing motivation processes and localizations in the brain

Links: Repräsentatives Schema allgemein akzeptierter Elementarprozesse motivations- gesteuerter Handlungsentscheidungen (unter Einbeziehung der im SFB fokussiert untersuchten motivationsabhängigen Modulationen der sensorischen Systeme verändert nach Rangel et al., 2008). Rechts: Netzwerk ausgewählter relevanter Hirnstrukturen bei Primaten am Beispiel der motivationsabhängigen Reizrepräsentation auditorischer Signale. Die Abbildung fokussiert auf die Vernetzung des auditorischen Cortex, die zum Konzept des "semantic processor" geführt hat (aus Scheich et al., 2011). Konkurrierende Hypothesen zur neuronalen Implementierung der Elementarprozesse auf systemischer und molekularer Ebene sowie zur Modulation der Elementarprozesse durch Erfahrung und Lernen charakterisieren das Forschungsgebiet (Abkürzungen: SN: Substantia nigra, VTA: Area tegmentalis ventralis).

Der SFB 779 "Neurobiologie motivierten Verhaltens" erforscht die neuronalen Grundlagen motivationsabhängiger und motivationssteuernder Prozesse mit einem interdisziplinären Ansatz, der die komplementären Vorteile tier- und humanverhaltensphysiologischer Forschungsansätze ausnutzt. Im Sonderforschungsbereich wurde ein Netzwerk eng zusammenarbeitender Forscher aus der Universität Magdeburg, der Universitätsklinik/Fakultät für Medizin, dem Leibniz-Institut für Neurobiologie und dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen – Standort Magdeburg etabliert, welches die Grenzen zwischen klassischen Forschungsdisziplinen überschreitet. Die Kombination der Analyse neuronaler Schaltkreise bei Nagern mit bildgebenden Ansätzen beim Menschen ermöglichen neue Einsichten in die funktionelle Architektur von Hirnsystemen, die motiviertem Verhalten zu Grunde liegen. Molekulare Analysen untersuchen zelluläre Signalwege bei motivationalen Vorgängen und Proteom-Screens identifizieren Moleküle, die bei verschiedenen Motivationsformen unterschiedlich reguliert werden. Diese Form konzeptbasierter Integration von Beiträgen aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen führt zu einem vertieften Verständnis der neuronalen Basis von Motivation und ermöglicht die Translation in klinische Anwendungen, einschließlich neuer Behandlungsmöglichkeiten für neuropsychiatrische Erkrankungen.

Der SFB 779 ist zu einem wichtigen strukturbestimmenden Faktor für die neurowissenschaftliche Forschungslandschaft Magdeburgs geworden. Sowohl die Universität als auch das Land Sachsen-Anhalt haben die Neurowissenschaften als ausgezeichneten Schwerpunkt für Forschung und Förderung definiert. Entsprechend hat der SFB 779 während seiner ersten beiden Förderperioden nicht nur weitere hochangesehene Forscher aus dem In- und Ausland als neue Mitglieder gewinnen können, sondern hat ebenfalls für eine nachhaltige Unterstützung von Nachwuchswissenschaftlern, beispielsweise durch den Aufbau eines in den SFB integrierten Graduiertenkollegs und durch die Einrichtung von Nachwuchsforschergruppen, gesorgt.